Die Klimaschutzinitiative
Vollhöfner Wald fordert:
Keine Öffnung der Alten Süderelbe, in keiner Variante!
Seit 2012 wird vom sogenannten „Forum Tideelbe“, einem
moderierten Dialogprozess der drei Anrainerländer sowie des
Bundes, nach Mitteln gegen die Auswirkungen der stetigen
Elbvertiefungen und Abdeichungen der Unterelbe gesucht. Konkret: Es
geht darum, der kaum noch beherrschbaren Verschlickung des Hamburger
Hafens und der wachsenden Sturmflutgefahr zu begegnen, und zwar mit
„Strombau-Maßnahmen“, die (so die vollmundige
Zielbeschreibung des „Forums Tideelbe“) „eine
nachhaltige Entwicklung der Tideelbe fördern. Insbesondere unter
Beachtung von hydromorphologischen, gewässerschutz- und
naturschutzfachlichen Gesichtspunkten sowie regionaler
Betroffenheiten“.
Nach
acht Jahren Anhörungen, Begutachtungen, Diskussion und der
Erörterung von insgesamt 69 Einzelprojekten sind einzig die
Öffnung der Dove-Elbe und der Alten
Süderelbe als
aussichtsreiche Maßnahmen übrig geblieben. Bei den
Anliegern der Dove-Elbe ist der Widerstand dagegen massiv – aus
gutem Grund, denn die geplante Öffnung hätte die
weitgehende Zerstörung eines seit den Siebzigerjahren
gewachsenen Naherholungsgebietes zur Folge.
Was ist für die Alte Süderelbe geplant?
- Um den Sedimentablagerungen in Fahrrinne und Hafenbereich, teure Folge der radikalen Verwandlung eines lebendigen Flusssystems in eine Industriewasserstraße, zu begegnen, soll die Alte Süderelbe wieder der Tide ausgesetzt werden.
- Es geht darum, möglichst viel zusätzlichen Retentionsraum zu schaffen, um das vor allem durch die Elbvertiefungen verursachte Ungleichgewicht zwischen Flut und Ebbe abzupuffern.
- Dazu muss die Alte Süderelbe (nicht nur einmal, sondern alle 8-10 Jahre) vollständig ausgebaggert werden, was die im Sediment befindlichen Giftstoffe ins Oberflächenwasser und u.U. auch ins Grundwasser bringt.
- Damit es in Finkenwerder, Neuenfelde und Francop nicht zu großflächigen Überflutungen kommt, müssen neue Deiche im Uferbereich bzw. kilometerlange Spundwände gezogen sowie ein 65 m breites Sperrwerk am Storchennest errichtet werden.
- Das in den letzten 50 Jahren gewachsene Ökotop, Lebensraum vieler Tier- und Pflanzenarten, darunter Seeadler, Eisvogel, Zwergtaucher, zahlreiche seltene und gefährdete Amphibien, Fledermäuse sowie der dazugehörigen Insekten- und Pflanzenarten, wird der Vernichtung preisgegeben.
- Der Vollhöfner Wald würde an seinem West- und Südrand regelmäßig unter Wasser gesetzt. den in Aussicht genommen „Biotop-Korridor“ (u.a. als Ausgleich für den Bau der A26) wäre eine solchermaßen verwandelte Alte Süderelbe ein kaum zu überwindendes Hindernis.
- Die Alte Süderelbe würde vor allem eines: eine biologisch gesehen tote Schlickfalle.
Die Verfasser der „Machbarkeitsstudie“ sind wenigstens
ehrlich: „Das gesamte Gebiet wird in seiner naturnahen Anmutung
für Jahre … ein eher technisches Erscheinungsbild
aufweisen (Deiche, Verwallungen, Spundwände, …)“.
Klar ist: Die Wirksamkeit der Maßnahmen gegenüber den
Sedimentablagerungen im Hafen ist wahrscheinlich eher gering. Und die
Ursache des Problems liegt nicht in Finkenwerder, sondern besteht in
einer rücksichts- und sorglosen Baggerpolitik, für die in
den vergangenen Jahrzehnten nur eines zählte: noch größere
und noch breitere Schiffe in den Hamburger Hafen zu holen, allem
ökologischen Sachverstand zum Trotz.
Diese Hafenpolitik ist an ihr Ende gekommen, wie eine Studie des
HWWI-Direktors kürzlich gezeigt hat: Der Hafen unterliegt einem
grundlegenden Strukturwandel, die Hoffnung auf immer weiter wachsende
Umschlagsmengen und immer größere Schiffe hat sich
zerschlagen. Selbst Wirtschaftssenator Westhagemann spricht
inzwischen von der Notwendigkeit einer norddeutschen
Hafenkooperation.
Weshalb dann nicht das Problem an der Wurzel packen und als ersten Schritt
die laufende Elbvertiefung bleiben lassen?
Wir fordern:
– Keine Wiederanbindung der Alten Süderelbe an das Tidegeschehen!
– Kein Eingriff in das gewachsene und funktionierende Ökosystem!
– Stattdessen Stopp der Elbvertiefung!